Im Juni 2022 haben 12 Schülerinnen und Schüler ihre Laufbahn an unserer Schule beendet – mit vielen Fähigkeiten und Vorstellungen für die Zukunft im Gepäck. Ihre Wünsche und Ziele fürs Leben haben sie mit Unterstützung des Lehrteams entwickelt: Auf Pläne wie das Leben in einer eigenen Wohnung, eine feste Partnerschaft oder einen bestimmten Berufswunsch arbeiten wir gerade im Übergang Schule – Beruf intensiv hin. Insbesondere in der zweijährigen Berufspraxisstufe vermitteln die Lehrkräfte den Jugendlichen Schlüsselkompetenzen für ihr Leben nach der Schule.

Für jeden Schüler und jede Schülerin gibt es Förderpläne, in denen individuelle Ziele formuliert sind. Die Lehrteams tauschen sich dafür regelmäßig aus, um mit konkreten Maßnahmen und Angeboten jedem Kind gerecht zu werden. Auch die Eltern sind in Gesprächen zum Schulhalbjahr mit einbezogen. Fortschritte und erworbene Fähigkeiten werden im Kompetenz-Inventar dokumentiert. Gezielte fachliche Angebote gibt es beispielsweise in den Arbeitsgemeinschaften, in denen über den ganzen Schultag an einem Thema gearbeitet wird (z.B. AG Holz, Fahrrad, Textil, Schülercafé oder Hauswirtschaft). So lernen die älteren Jugendlichen das ausdauernde Arbeiten und sind damit gut auf Praktika und den späteren Berufsalltag vorbereitet. 

Die sieben Jüngsten, die im August bei uns eingeschult wurden, hatten zunächst ganz andere Ziele im Blick: sich im Schulgebäude orientieren, die Jacke am richtigen Platz aufhängen, Abläufe einüben usw. Frühzeitig beginnt dann aber schon die differenzierte fachliche Planung, damit zum Beispiel eine nichtsprechende Schülerin den Einsatz des Talkers lernt, ein anderer Schüler mit Unterstützung das Treppensteigen übt und wieder andere an das Schreiben erster Buchstaben und Wörter herangeführt werden.

Über alle Jahrgänge hinweg heißt es, soziale Kompetenzen zu lernen – im Miteinander mit anderen in der Pause und bei Gruppenaktivitäten, insbesondere aber auch durch die Angebote des Schulsozialarbeiters. Ausflüge und AGs wie Kanu, Angeln oder Klettern, aber auch maßgeschneiderte Pausen- und Freizeitangebote sind dabei sehr wirksam.

Im Frühjahr 2022 stellte sich uns unver­mittelt eine neue Herausforderung: Das Franz Sales Haus hatte 20 Geflüchtete mit Behinderung aus der Ukraine aufgenommen, darunter acht schulpflichtige Mädchen. In kürzester Zeit organisierte das Schulteam den Start der „Familienklasse“ F1, in der die Freiwilligendienstleistende Jessica als russisch sprechende Übersetzerin eine Schlüsselrolle hatte. Die Aufgabe erwies sich als sehr fordernd, da unsere schulische Förderung völlig neu für die Mädchen war. Dennoch haben sie sich schnell eingelebt und konnten schon nach den Sommerferien in unsere regulären Klassen integriert werden. Die ganze Schulgemeinschaft – einschließlich engagierter Eltern – hat diesen gelungenen Start möglich gemacht und beispielhaft gezeigt, was gemeinsam möglich ist. Diese Erfahrung hat uns bestätigt, dass sich unser konsequenter Einsatz lohnt, um für alle Schülerinnen und Schüler das Beste zu erreichen. ⊥

Als Berufskolleg sind wir für die angehenden Fachkräfte der sozialen Berufe die erste Station auf dem Weg in den Job. Heilerziehungspfleger:innen (HEP), Sozialassistent:innen (SAH) und Fachkräfte zur Arbeits- und Berufsförderung (FAB) starten hier ihr Berufsleben. Wir vermitteln Wissen und vielfältige Kompetenzen, aber auch Empathie und Verständnis für die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit unterschiedlichsten Einschränkungen. Deshalb liegt unser Fokus sowohl auf den Zielen unserer Auszubildenden, als auch auf denen der Menschen, die von ihnen Unterstützung erhalten. Beiden Bedarfen wollen wir mit unserem Angebot Rechnung tragen.

Bei uns lernen junge Leute, die direkt aus der Schule kommen, ebenso wie Menschen in höherem Lebensalter, die eine neue berufliche Perspektive suchen. Allen Auszubildenden können wir heute besonders attraktive Lernformen bieten, denn wir haben die Erfahrungen der vergangenen – pandemiebedingt herausfordernden – Jahre effektiv genutzt. Wir haben die inzwischen etablierten digitalen Unterrichtsmethoden bewertet und nachhaltig in unser Lern­angebot integriert. Als besonders wertvoll hat sich die Kombination digitaler und analoger Inhalte erwiesen. So können Lernaktivitäten online stattfinden, die Ergebnisse werden dann aber vor Ort im Plenum diskutiert. Auch im Präsenzunterricht bietet die Technik viel Potenzial, um den Unterricht durch kooperative und aktivierende Formate zu bereichern.

Im Laufe des Jahres konnten wieder mehr Projekte und Aktivitäten stattfinden, endlich standen auch wieder Studienfahrten auf dem Programm. Das hat allen Beteiligten gut­getan – schließlich zielen unsere Ausbildungsangebote auf Berufe ab, in denen es um den täglichen Kontakt mit Menschen geht. Hierbei waren auch die Aktionen hilfreich, die im Rahmen des Förderprogramms „Aufholen nach Corona“ stattfanden. Angebote wie Exkursionen, kooperative Stadtrallyes oder gemeinsame Thementage zu selbst gewählten Inhalten wie „Zivilcourage“ dienten explizit dazu, das soziale Miteinander im Klassenverband zu stärken und sich von der pandemiebedingten Isolation zu erholen. 

Das ganze Jahr über haben uns die Herausforderungen durch die wachsende Heterogenität unserer Auszubildenden beschäftigt. Um alle Lernenden individuell fördern zu können, möchten wir mit geeigneten Maßnahmen auf die immer unterschiedlichere Lern- und Leistungsfähigkeit innerhalb von Lerngruppen reagieren. Dazu haben einige Lehrkräfte eine Fortbildungsreihe der ­Bezirksregierung Düsseldorf genutzt, um Methoden der Differenzierung von Lehr- und Lerninhalten kennenzulernen. Ihr Wissen haben sie dann an das Kollegium weitergegeben, um zielgerichtet das weitere Vor­gehen planen zu können. Die Verankerung der Differenzierung in der didaktischen Jahresplanung und in der Unterrichtsorganisation wird uns helfen, mit den unterschiedlichen Voraussetzungen der Auszubildenden umzugehen und alle Lernenden bestmöglich zu fördern.

Im Rahmen von „Aufholen nach Corona“ gab es für eine Klasse der Sozialassistent:innen eine Aktion zum Thema Zivilcourage.

2022  fanden unsere Seminare endlich wieder in Präsenz statt. Alle Beteiligten wussten das positive Mitein­ander und das gemeinsame Bearbeiten von Praxisbeispielen sehr zu schätzen. In vielen Seminaren gibt es einen lebhaften Austausch, sodass unser umfangreiches Angebot nicht zuletzt durch die Anregungen der engagierten Teilnehmenden weiter wächst. Stetig kommen neue Themen dazu, zu denen Qualifizierungen explizit gewünscht sind. Auf diese konkreten Bedarfe stellen wir uns gerne ein.

 In diesem Jahr hat sich die Franz Sales Akademie neu aufgestellt, um ein modernes, noch breiteres Spektrum an Bildungsangeboten zu schaffen. Unser Anspruch ist es, allen Teilnehmenden wertvolle Impulse für ihre Arbeit an die Hand zu geben. Das führt zu einer höheren Arbeitsqualität und -zufriedenheit für die Teilnehmenden selbst, die dann ihrerseits Menschen mit Unterstützungsbedarf optimal begleiten und für eine hohe individuelle Lebensqualität sorgen können.

Mit Blick auf die herausfordernden Aufgaben der Zukunft haben wir den neuen, modularisierten Bereich „diaconcept“ entwickelt. Dabei legen wir einen Schwerpunkt darauf, die Methodenkompetenz der Teilnehmenden zu stärken. Mit den neuen Angeboten geben wir ihnen noch mehr Möglichkeiten, sich gezielt weiterzubilden und Handlungsoptionen für ihre Arbeit mit den Menschen mit Unterstützungsbedarf zu erhalten.

In Vorbereitung sind Fortbildungen, die sich künftig auch an die Klientinnen und Klienten richten. Dazu tauschen wir uns mit den Beiräten der Menschen mit Behinderung im Franz Sales Haus aus, um ein attraktives und bedarfsgerechtes Angebot zu ­schaffen.